Um kurz vor 6 Uhr klopfte es an unseren Bus. Senkrecht standen wir im Bett. Es sollte also gleich auf die Fähre gehen. Etwas verwundert schaute Nelly auf ihr Handy, schließlich hatte sie sich extra einen Wecker um halb 7 gestellt. Gut, sollte uns wohl doch weniger Schlaf gegönnt sein.
Sven sprang auf den Fahrersitz, mit Adiletten und noch halb verwuschelten Haaren war er bereit zur Abfahrt. Die Brille, die er sich vorschnell aufgezogen hatte, rutschte ihm von der Nase. Er wirkte ein wenig verloren, wahrscheinlich hing er noch zwischen Traumwelt und Realität irgendwo fest.
Nelly kuschelte sich derweil noch ein wenig in ihren Schlafsack. Sie musste ja schließlich nicht fahren. 😉
Eine halbe Stunde später ging es dann endlich los. Wir zahlten unser Ticket in Höhe von 1040 Kronen bei einem Mann, der nicht gerade glücklich wirkte. Leider konnten wir ihn aber nur zu gut verstehen. Er musste bei Regen die Autos logieren und gleichzeitig abkassieren. Zudem schien heute besonders viel los zu sein, da anscheinend gestern Abend eine Fähre nach Bodo ausgefallen war.
Wir fuhren langsam auf die Fähre, sich strikt an die Anweisungen der Besatzung haltend. Jeder Abstand schien genau bemessen zu werden, da auch möglichst viele Fahrzeuge die Überfahrt durchführen konnten.
Schließlich stellten wir den Bus ab und gingen zum Bord-Aufenthaltsraum. Heute war die See relativ ruhig und das Schiff zudem um einiges größer, sodass Nelly keinerlei Grummeln im Magen verspürte. Naja, bis auf das Hungergefühl, dass sich langsam in der Magengegend breit machte. Natürlich hatten wir beide nicht daran gedacht etwas essbares mit an Bord zu nehmen und für die Bordküche hatten wir bekanntlich ja kein Geld. Auch Sven wurde von Stunde zu Stunde ungemütlicher, weil der Hunger immer größer wurde.
Nach ca. drei Stunden erreichten wir Bodo. Da wir in der vordersten Reihe geparkt hatten, verließen wir schnell den Aufenthaltsraum und schwangen uns in unser Auto.
Begrüßt wurden wir von…. Padam… Regen, mal wieder. Und es hörte den ganzen Tag nicht auf. Daher verbrachten wir heute den ganzen Tag auf der Straße. Außerdem wollten wir schnell Schweden erreichen, um dann nach Stockholm zu düsen.
Wir brachten einige hundert Kilometer hinter uns, bis es schließlich Nacht wurde. Dann begann die Schlafplatzsuche. Man muss dazu sagen, dass das Licht des T3-Busses ein wenig zu wünschen übriglässt. Es ist nicht besonders stark und auch mit Fernlicht merkt man nicht wirklich eine große Verbesserung. Wir gurkten daher etwas langsamer durch die Gegend und wussten nicht so recht, wo wir denn suchen sollten.
Kreuz und quer fuhren wir durch die Straßen, bogen in kleine Seitenstraßen herein, nur um kurz darauf wieder umzukehren. Die Stimmung gleichte einem alten Ehepaar, welches nur noch aus Gewohnheit zusammenwohnte, aber eigentlich die Schnauze voneinander voll hatte. Bewaffnet mit Google Maps, Maps Me und Park4Night fuhren wir in Richtung eines Sees und wollten eigentlich einfach nur noch Schlafen. Das lange Autofahren hatte uns heute ziemlich geschafft. Wir standen bereits in einer Einfahrt, die sicherlich nicht für die Öffentlichkeit gedacht, uns aber in dem Moment einfach sch… egal war. Doch da entdeckte Nelly einen markierten Spot in Park4Night, einige Meter von uns entfernt und scheinbar direkt am See. Okay, ein letzter Versuch war das wert.
Gerade wollten wir zu der Stelle einbiegen, als wir Licht und drei Zelte entdeckten. Na toll, war das wohl wieder ein Reinfall und der Platz schon voll belegt. Jaja, mit Park4Night war das so eine Sache. Man konnte nie sicher sein, ob die Parkplätze nicht schon von anderen Campern belegt waren.
Sven setzte bereits zum Umdrehen an, da merkten wir, dass jemand auf uns zu kam. Es war ein Mann in unserem Alter. Wir fragten, ob denn noch ein Plätzchen für uns frei wäre. Total freundlich winkte er uns herein. Ein kleines Lagerfeuer brannte bereits, um welches sich zwei weitere Männer versammelt hatten. Der Bus wurde am Rand abgestellt, mit Blick direkt auf den See.
Wir stiegen aus und es stellte sich schnell heraus, dass es sich bei den drei jungen Männern, mal wieder, um Deutsche handelte. So langsam hatten wir wirklich ein schlechtes Gewissen. Egal wo man sich aufhielt, ein Deutscher war immer darunter. Wie kleine Insekten schien sich unsere Nation in jedem Land auszubreiten.
Sie riefen uns zu sich und wir machten es uns am Feuer bequem. Die drei erzählten uns, dass sie aus Ludwigsburg stammen und zusammen für drei Wochen unterwegs seien. Unterwegs mit einem Mercedes-Kombi reisten sie durch Skandinavien. Im Gepäck waren drei Zelte und einige Klamotten. In jeder anderen kleinen freien Ritze türmten sich die Dosen-Fertiggerichte. Einen richtigen Plan, was sie denn so sehen wollten oder wohin die Reise ging, hatten sie scheinbar auch nicht. Sie lebten in den Tag. Ein richtiger Männertrip eben. Naja, sagen wir fast. Für Alkohol und Bier hatte es keinen Platz mehr gegeben ;).
Gemeinsam verbrachten wir den Abend und es war wirklich unterhaltsam. Von dem Pärchen (@seitenspur), welches wir auf den Lofoten getroffen hatten, erhielten wir noch auf der Fahrt den Tipp, heute auf den Himmel zu achten. Es könnte sein, dass sich uns Polarlichter zeigen würden. Schnell luden wir Aurora, eine App, die Orte für die Polarlichter anzeigt, herunter und schauten alle paar Minuten nach, wie hoch denn die Wahrscheinlichkeit sei, Polarlichter an unserem Standort zu entdecken. Mittags stand dort noch 5%, mittlerweile hatten wir die 40% Grenze erreicht. Unsere Hoffnung stieg immer weiter. Wie cool wäre es denn bitte, Polarlichter zu dieser Jahreszeit zu sehen!? Auch die drei Männer hatten wir mittlerweile mit unserer Euphorie angesteckt.
Gegen 23.30 Uhr zeigte sich uns dann doch tatsächlich ein grünes Licht. Zwar nur ganz schwach, aber hei wir hatten ein Polarlicht gesehen! Stolz hatten wir nun also etwas Neues zu berichten und wir konnten beruhigt schlafen gehen.
Unsere Tipps
- Wenn Du in Schweden, Norwegen oder Finnland unterwegs bist, lohnt es sich ab und zu mal einen Blick in die App „Aurora“ zu werfen. Sie zeigt Dir an, wo gerade Polarlichter gesichtet werden könnten. Wir wussten zum Beispiel gar nicht, dass auch schon Anfang September die Möglichkeit besteht und auch nicht, dass man in der Mitte von Schweden Polarlichter bereits zu Gesicht bekommen kann.