Hei! (Hallo auf Norwegisch)
Ein frisches Bad am Morgen, vertreibt Kummer und Sorgen. Ganz nach diesem Motto sprangen wir in den gegenüberliegenden See, um uns zu erfrischen. Okay quatsch, eigentlich sollten wir nur irgendwie duschen und unsere Schweißgerüche bekämpfen. Der See war nämlich arschkalt. Katzenwäsche war gar kein Ausdruck. 😉
Dennoch sehr erfrischt, bereiteten wir leckeres Rührei zu und Sven verköstigte genüsslich noch ein, zwei schokobeladene Toasts. Unser Nutella-Vorrat ist auch im Urlaub unbegrenzt, ohne geht Sven nämlich gefühlt nicht aus dem Haus. Nachdem wir alles wieder ordentlich verstaut hatten, machten wir uns weiter auf den Weg.
Irgendwo im Nirgendwo gabelten wir Kamila auf. Sie war per Anhalter unterwegs und wartete gerade sehnlichst auf ein nettes Pärchen, welches sie ein Stück mitnehmen würde: hello, here we are. Kamila arbeitet nebenbei als Kellnerin in Norwegen, um sich ihr Studium zu finanzieren, kommt aber ursprünglich aus Polen. Während der nächsten Stunde quetschten wir sie über Tipps für Norwegen aus. Schnell stellten wir fest, dass wir das gleiche Tagesziel hatten: Trolltunga. Dies ist ein bekannter Aussichtspunkt in Norwegen und, für alle Social Media Verrückten unter euch, wahrscheinlich längst kein geheimer Instagram-Spot mehr. Von Kamila erhielten wir dabei auch die für uns wertvollste Info des Tages. Zur sogenannten Trollzunge wandert man Hin-und Zurück zwischen 10 und 12 Stunden. Wir schluckten erst einmal kurz. Okay für uns Sportskanonen sollte das also noch eine kleine Herausforderung geben. Für die Wanderung zum Aussichtspunkt wird empfohlen nicht später als 8-10 Uhr loszuwandern. Zudem können Touren gebucht werden, die von einem Guide geführt werden. Im Winter wird der Aufstieg nicht empfohlen, weil es dort dann zu gefährlich sein könnte.
Von dem „okay, schauen wir mal, ob wir es heute bis zur Trollzunge schaffen“ war ein „wir müssen definitiv heute in Tyssdal, dem Start-Ort, ankommen“ geworden. Wir machten einen kurzen Halt bei einem Supermarkt und verabschiedeten uns bald darauf von Kamila. Auf dem Weg machten wir kurz Rast bei einem Wasserfall in Latefossen, dann düsten wir auch schon weiter.
Insgesamt legten wir heute über 300 km zurück. In Tyssedal angekommen, fuhren wir direkt zum ausgeschriebenen Parkplatz für die Wanderung zur Trollzunge (P3). Heute hatte es den ganzen Tag geregnet, was uns, in Bezug auf unseren bevorstehenden Aufstieg, etwas Sorgen bereitete. Sollten wir morgen 12 Stunden im Regen laufen und frierend und zitternd als Eisklötze zurückkommen? Auch die norwegische Wetterapp versprach keine große Hilfe: bewölkt mit Regenschauern. Dafür sollte es den Tag darauf schön sonnig werden. Uns blieb also die Möglichkeit wie ein nasser Hund durch den Regen zu laufen oder einen Tag zu verlieren. Tadaaa, da war unsere zweite Rettung an diesem Tag. Wir kamen mit einem anderen Pärchen ins Gespräch. Die meinten: „Kein Problem, wir sind heute bei Regen und kurzer Hose den Weg ebenfalls gewandert. Das geht schon.“ Na dann, dachten wir uns, machen wir das eben auch.
Kurze Info zwischendurch: Die Trollzunge erreicht man von drei kostenpflichtigen Parkplätzen. Von P1 (auf diesem befanden wir uns gerade) sind es insgesamt 40 km. Es gibt aber einen Shuttle-Bus, welcher Dich auf den nächsten Parkplatz (P2) bringt. Von dort sind es „nur“ noch 28 km. Von 0 Uhr bis 24 Uhr kostet die Standgebühr auf P1 300 NOK, das sind ungefähr 30 Euro. ABER der Shuttle zu P2 kostet jeweils pro Person noch einmal 100 NOK (ca. 10 Euro). Daher, falls ihr ein Fahrzeug besitzt, welches als PKW durchgeht, fahrt direkt auf P2. Hier zahlt ihr für 24 Stunden 500 NOK und könnt direkt von hier aus loswandern. Wollt ihr die angenehmste Route laufen, na?, dann startet ihr natürlich von P3. Hierbei musst Du wissen, dass dieser Parkplatz mehrere Tage/Wochen im Voraus reserviert werden muss. Er kostet allerdings „nur“ 600 NOK, und glaub uns, diese 10 Euro mehr sind es Dir definitiv wert. Von P2 zu P3 geht es zum Wandern vier Kilometer steil bergauf.
So zurück zu unserer Story. Von dem Pärchen bekamen wir ihr Ticket, welches noch bis 24 Uhr gültig war. Dadurch konnten wir uns Geld sparen und bis Mitternacht auf P1 bleiben. Natürlich schliefen wir bis zum nächsten Morgen, obwohl wir eigentlich ordnungsgemäß nachts das neue Ticket lösen wollten. Der warme Bus siegte.
Unsere Tipps
- Wir haben für biologisch abbaubares Spülmittel, sowie Haarseife gekauft, damit wir die Umwelt nicht belasten. Außerdem haben wir zwei Mikrofaser-Handtücher dabei. Super Tipp, da diese wenig Platz brauchen und durch ihren Stoff auch sehr schnell trocknen.
- Fahre mit einem kleineren Fahrzeug direkt auf den Parkplatz P2 in Tyssedal, falls Du das Ziel „Trolltunga“ ebenfalls hast. Das macht vor allem ab einer Anzahl von zwei Personen Sinn. P3: 300 NOK für 24 Stunden parken + pro Person 100 NOK zum P2. P2: 500 NOK für 24 Stunden + optional gibt es auch hier ein Shuttle zu P1, welches kostenpflichtig ist. P1: 600 NOK, muss aber mehrere Tage/Wochen im Voraus gebucht werden. Unserer Meinung definitiv wert, wenn man vier Kilometer steil bergauf vermeiden möchte und Du wirst noch genug über Felsen und Wiesen klettern müssen, versprochen ;).
- Falls Du abends erst auf den Parkplätzen ankommst, hör Dich um, welche Leute schon wieder den Ort verlassen. Dadurch kannst Du dir ein Ticket bis Mitternacht sparen und musst dann nur den nächsten Tag bezahlen. Wenn Du freundlich fragst, überlassen sie Dir ihr Ticket bestimmt gerne.