01.09.
Früh morgens war mal wieder Waschtag angesagt. Und unser Standplatz war dafür einfach perfekt geeignet. Leider zu perfekt, denn Lust hatten wir eigentlich keine. Jeder Schritt in dem eiskalten Wasser stellt dabei eine Qual dar. Zunächst streckt man den Fuß ins kühle Nass, um die Wassertemperatur zu fühlen. Vor Kälte zuckt man natürlich zurück. Trotzdem weiß man, dass in den nächsten Minuten der komplette Körper in dieses Wasser eintauchen wird. Bei dem Gedanken zieht es einem alles zusammen. Vorsichtig wird der eine, dann der andere Fuß im Matsch abgesetzt. Wasser umspielt die Knöchel. Schritt für Schritt bewegt man sich dann immer weiter in Richtung Seemitte. Schlussendlich steht einem das Wasser bis kurz vor der Hüfte. Nun bleibt die Wahl: läuft man weiter und lässt die Kälte langsam an sich hochkriechen, oder setzt man zum Sprung an und beendet das Leid mit einem Mal. Hier hat wohl jeder so seine Vorlieben. Nelly zögerte noch ein bisschen und fuchtelte vor Kälte mit den Armen wild umher, bevor sie beherzt sprang. Im Rekordtempo wusch sie ihre Haare, spritze einmal den Körper ab und hechtete zurück ans Ufer. Derweil hatte sich Sven gerade dazu überwunden beide Füße ins Wasser zu setzen. Es dauerte noch ein Weilchen bis auch Sven mit seinem Badespaß fertig war.
Nachdem alles zusammengepackt war, verabschiedeten wir uns von den drei Kerlen und setzten unsere Reise fort. Den restlichen Tag verbrachten wir weitestgehend auf der Straße.
Als abends dann die Dunkelheit hereinbrach, folgten wir erneut Park4Nights. Wir hatten keine große Lust stundenlang nach einem Platz zu suchen. Hätten wir aber mal lieber tun sollen. Die App leitete uns auf einen „Rastplatz“. Dieses Wort konnte wohl nur im weitesten Sinn dafür verwendet werden. Es war schlicht eine einfache Kiesfläche neben einem Park direkt an der Straße. Uns war aber inzwischen alles egal, wir wollten einfach stehen und uns in unsere Schlafsäcke kuscheln. Für ein Nachtlicht war auch bereits gesorgt, da die vorbeifahrenden Autos durch ihr schönes Fernlicht unseren Bus immer hellauf beleuchteten.
Zudem, was wir zum Glück erst am nächsten Tag rausfanden, schienen uns die Untoten ebenfalls Gesellschaft geleistet zu haben. Auf der anderen Straßenseite befand sich nämlich ein Friedhof. Danke Park4Night für diesen atemberaubend schönen und gemütlichen Schlafplatz.
02.09.
Die letzten Tage hatten wir so viele Kilometer hinter uns gebracht, dass wir heute, nach Stockholm, nur noch etwas mehr als 150 km zu fahren hatten. Da uns, auf unserem ach so tollen Übernachtungsplatz, eh nichts hielt, verzogen wir uns gleich am frühen Morgen. Das Wetter meinte es auch gut mit uns, denn die Sonne schien.
Kurz vor zwölf erreichten wir die Hauptstadt Schwedens. Während Sven sich durch die Stadtstraßen schlängelte und irgendwie mit dem vielen Verkehr mithielt, versuchte Nelly währenddessen einen Parkplatz zu finden.
Okay, ein kostenloser Stellplatz war gefunden. Jetzt galt es den Stockholmer Verkehr zu bezwingen. Dort eine Ampel, rechts ein Fahrzeug und von Links ein Fußgänger. Schon leicht gereizt schafften wir es irgendwie ohne Unfall zu dem beschriebenen Parkplatz. Und wie sollte es anders sein. Alle Plätze waren voll. Große Wohnwagen hatten es sich bereits gemütlich gemacht und niemand machte Anstalten in den nächsten Tagen ihren Platz zu verlassen. Dazu müssen wir sagen, dass wir während unserer Reise schon ein wenig Hass auf die blöden Wohnwagen entwickelt hatten. Überall mussten sich die Leute mit ihren großen Fahrzeugen hindrängen und coole Spots mit ihrem Riesengefährt verschandeln. Können diese Menschen nicht einfach an Plätze fahren, die für sie gedacht sind?
Naja, es half nichts. Wir brauchten einen neuen Plan. Erneut wurde die App geöffnet und nach Alternativen gesucht.
Wieder ab ins Getümmel und nach dem anderen Parkplatz suchen. Leider war die Navigation nicht immer so leicht mit fünf verschiedenen Abzweigungen, gleichzeitigen Ampeln und verschiedenen Wegweisern. Auch die immer größer werdende Zicke auf dem Fahrersitz förderte die Navigationsführung nicht. Wir fuhren falsch. Einmal umkehren bitte. Wieder nahmen wir die verkehrte Straßeneinfahrt. Nach dem dritten Versuch hatten wir die Schnauze voll. Sch.. auf Stockholm, wir fahren wieder in die Einöde. Daher legten wir die Stockholmer Schärengarten Ziel fest und ließen uns von der weiblichen Google-Stimme dorthin navigieren.
Stockholm soll wirklich eine tolle Stadt sein. Fanden wir in dem Moment nicht. Wir waren angepisst! Bist Du jemals mit dem Auto unterwegs und kommst auf den Gedanken Stockholm zu besuchen, dann fahr einfach weiter. Wirklich, so macht das alles absolut keine Freude. Wir werden sicher irgendwann nochmal zurückkommen, um den hippen Flair der Stadt zu spüren. Dann aber garantiert mit dem Flugzeug!
Auch der restliche Tag sollte nicht besser werden. Dem Schärengarten konnten wir ebenfalls nicht wirklich etwas abgewinnen. Nach der Landschaft Norwegens beeindruckte uns die paar kleinen Einbuchtungen und der See nicht wirklich.
Daher ließen wir auch diesen Spot nach gefühlten fünf Minuten hinter uns und beschlossen uns einfach einen schönen Platz für die Nacht zu suchen. Das Wetter war noch wirklich gut, es war sogar echt warm. Nach dieser Flaute wollten wir einfach nur noch chillen und die letzten Sonnenstrahlen genießen.
Wir suchten uns einen Spot in einem Naturschutzgebiet, welches nicht noch Stunden entfernt lag. Zuvor machten wir noch einen kurzen halt bei Lidl, um noch Brot und ein wenig Schokolade als Stimmungsaufheller zu besorgen. Wir konnten es gar nicht glauben. Endlich gab es mal wieder Lebensmittel zu angenehmen Preisen. Schon lang waren wir nicht mehr so froh uns eine Packung Fleisch leisten zu können.
Anschließend fuhren wir zu dem Parkplatz weiter. Immer tiefer zog sich der Weg in den Wald. Schließlich landeten wir auf einer großen Lichtung mit angrenzenden Parkplätzen. Hier stellten wir unseren Bus ab und erkundeten die Umgebung. Der Wald wurde von Felsen begrenzt, welche von Wasser umspült wurden.
Die Sonne glitzerte auf die Felsvorsprünge. Daher packten wir uns unsere Picknickdecke ein, nahmen Brot und Belag mit und setzten uns auf einen der Felsen.
Kurz nachdem wir es uns gemütlich gemacht hatten und die Sonne, welche in unser Gesicht strahlte, genossen, kam eine Gruppe Kletterer auf uns zu. Sie wollen hier eine Übung machen und es sei ja ein öffentlicher Platz, aber sie würden uns Raten etwas beiseite zu Rücken. Auf deutsch sollte das heißen: verpisst euch. Ohne Witz, am liebsten hätte Nelly ihnen in diesem Moment die Augen ausgekratzt. Was meinten diese blöden Leute genau jetzt ihre bescheuerten Anfänger-Kletterübungen machen zu müssen. Übrigens war das wirklich kein krasser Felsen, also wenn das für sie Klettern bedeutet ja dann armes Schweden. 😉
Wir packten also notgedrungen unser Zeug und zogen einige Meter weiter. Endlich konnten wir in Ruhe unser Picknick und die Abendsonne genießen. Menschen wollten wir heute keine mehr sehen. Genug Trubel für heute. Klappe zu.
Unsere Tipps
- Verlasse Dich nicht zu sehr auf die App Park4Night. Sie kann echt hilfreich sein, gerade wenn man wirklich verzweifelt ist. Trotzdem sind die Parkplätze nicht immer zu empfehlen oder oft bereits von anderen Campern belegt. Ein Geheimtipp ist die App also nicht mehr. Halte lieber selbst die Augen offen. Wir empfehlen an Küsten, Seen und Naturreservaten Ausschau zu halten. Oder Du schaust einfach auf Google Maps nach Straßen, die ins Nichts enden. Manchmal sind dort wirklich coole Spots dabei.
- Die Lebensmittel in Schweden sind im Vergleich zu Norwegen deutlich billiger. Wir würden sagen das Niveau ist ähnlich zu Deutschland und wir hatten das Gefühl, dass bestimmte Produkte sogar günstiger sind. Machst Du also eine Tour nach Norwegen und fährst dabei durch Schweden, solltest Du dort noch einmal ordentlich Proviant einkaufen.
- Wir haben Stockholm leider verpasst, mit Schuld war unsere Planung. Bist Du mit einem Camper, Auto oder größerem Fahrzeug unterwegs überlege Dir im Voraus wo Du parken möchtest und nicht im Stadtgetrubel selbst. Dir vergeht die Lust dabei und es ist wirklich anstrengend. Wenn Du einige coole Plätze, Cafés etc. besucht hast, würden wir uns aber freuen, wenn Du sie mit uns teilst. Wir kommen garantiert nochmal zurück.