Kurz nach acht klingelte heute der Wecker. Wir wollten früh losmarschieren, um noch genügend Zeit für den letzten Zipfel der Lofoten zu haben. Am morgigen Samstag war nämlich die Überfahrt nach Bodo geplant, von wo wir dann über Schweden zurück nach Hamburg fahren wollten.
Schnell frühstückten wir einige Happen von allem Essbaren, was gerade so zu finden war und wofür wir keinen Grill benötigten. Auch die Tasche war ruckzuck gepackt und wir wanderten los, mit dem Strand von Kvalvika als Ziel. Im Gegensatz zum Trolltunga-Aufstieg stellte sich dieser Weg als Klacks heraus. Die Strecke war teilweise mit Hölzern gefestigt worden, sodass auch Wasser und Schlamm keine großen Probleme darstellen konnten.
Außerdem hatten wir den Parkplatz ausgesucht, der am nächsten zum Strand gelegen ist. Dadurch betrug eine Wegstrecke lediglich zwei Kilometer.
Langsam näherten wir uns dem Strand. Schon von weitem sah er nicht besonders schön oder besonders anders als andere Strände aus. Wir liefen noch ein Stück weiter den Bergabhang hinunter, waren aber wirklich ein bisschen von dem Anblick enttäuscht. Daher entschieden wir uns gar nicht bis an den Strand hinab zu klettern, sondern direkt wieder den Rückweg anzutreten. Am Auto erwartete uns strahlender Sonnenschein.
Schon ein bisschen nassgeschwitzt durch den leichten durchgehenden Anstieg nutzen wir den anliegenden See als Abkühlung und vor allem als Dusche. Über einen Steg waren der Einstieg und auch der Ausstieg leicht gegeben. Trotzdem entschieden wir uns für die kurze, schmerzlose Variante und sprangen beherzt in einem Sprung ins Wasser. Sven machte noch ein paar Turnübungen und prahlte mit seinem Backflip ins Wasser.
So schnell wie wir im kühlen Nass waren, so schnell waren wir auch wieder angezogen, da der leichte Windstoß uns doch zügig zum frösteln brachte.
Abmarsch! Unser nächstes Ziel war Hamnoy, ein kleines Fischerdorf, welches sich direkt an der Straße und sowieso auf unserer Route befand. Jedoch konnten wir keinen großen Zauber erkennen, weshalb wir nach kurzer Fahrerpause unseren Weg gleich nach Reine fortsetzten.
Schon am Ortseingang bildeten sich Menschentrauben und alles drängte sich um die wenigen Parkplätze. Wir ließen den ganzen Trubel hinter uns und fuhren in den Ortskern. Hier parkten wir unseren Bus und zogen uns in das nächstgelegene Café Bringen zurück. Hier gab es freies WLAN, leckeren Kaffee und eine herrliche Auswahl an Kuchen. Leider waren immer noch keine Zimtschnecken dabei, obwohl Nelly extra im Internet gelesen hatte, dass es hier welche zu kaufen geben soll. So langsam stand ihr die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben.
Hier verbrachten wir einige Zeit, da wir am Blog schrieben und Bilder bearbeiteten. Zudem konnten wir unseren Laptop laden.
Anschließend machten wir einen kleinen Spaziergang durchs Dorf. Auch hier hatten wir uns von dem Ort etwas mehr erwartet, schließlich wurde Reine sowohl im Internet als auch unter den Einheimischen als sehr schönes Dorf angepriesen. Für uns war der Ort jedoch viel zu touristisch. Schon am Ortseingang kamen uns bereits in gleichmäßigem Takt Busse, gefüllt mit Senioren, entgegen. Irgendwelche Ausfahrten wurden also hierhin angeboten. Wir hatten uns auf eine schnucklige Promenade und einen schönes Ortsinneres gefreut, mit einigen Cafés und Restaurants. Leider war das nur eine schöne Vorstellung in unseren Köpfen.
Daher entschieden wir uns noch einen Ausflug nach A zu machen, schließlich war es erst Nachmittag und wir hatten noch ein wenig Zeit übrig.
Und hier zeigte sich der besondere norwegische Charme wie aus dem Bilderbuch. Das Dörfchen und die Häuser sowie im Hintergrund das Meer geben ein harmonisches Bild ab. Hier findet sich übrigens auch eine Traditionsbäckerei, ein Museum und das ein oder andere Restaurant/Café. Natürlich war es Nelly auch hier nicht vergönnt, in der Bäckerei ein leckeres Zimtteilchen, eine sogenannter Kanelbolle, abzustauben. Gerade war anscheinend Reinigung angesagt und die Bäckerei hatte geschlossen. Aber da entdeckte sie, in kleinen schwarzen Buchstaben, auf einen Zettel gedruckt, dass es Backwaren vorübergehend im Museumscafé zu kaufen gab. Feuer entfachte in ihr und schnellen Schrittes lief sie auf das Kaffeestübchen zu. Sven versuchte Schritt zu halten. Und da war es. Lecker, saftig und noch warm lag das kleine Teigteilchen auf dem Tresen. „Eine Zimtschnecke bitte“, murmelte sie auf englisch der Bedienung entgegen. Über beide Ohren breit grinsend verließ sie das Café und biss beherzt zu. Endlich, verdammte Axt, das konnte doch nicht zu schwer sein. In jedem beschissenen Blogbeitrag waren von den ach so tollen Zimtschnecken der Lofoten die Rede gewesen. Endlich war ein Teilchen in ihren Besitz gewandert. Blöderweise fand auch Sven Gefallen an warmem Zimt und butterweichem Teig. Zögernd bot sie ihm die Hälfte an. In ihrem Kopf wiederholte ihre innere Stimme: „Sag nein, sag nein, komm schon sag nein.“ Natürlich nahm der kleine Vielfraß das Angebot dankend an. Sonst mag er weder Kuchen noch Dessert noch andere absolut fantastisch, geile, süße Teilchen. Aber ausgerechnet heute legte er eine Ausnahme ein. Naja, war halt nun mal so. Nelly genoss die Zimtschnecke einfach so, als wäre sie eine ganze gewesen.
Wir liefen zurück zum Bus und düsten nach Moskenes. Von hier wollten wir morgen früh um 7 Uhr mit der Fähre nach Bodo schippern. Und zum Glück hatten wir noch einen Abstecher hierher gemacht, bevor wir uns einen Schlafplatz suchen wollten. Schon die ersten Fahrzeuge standen aufgereiht in der Schlange für die Fähre nach Moskenes. Anscheinend war ein Schiff für heute Abend bereits ausgefallen. Damit wir auch sicher einen Platz auf der Fähre bekommen sollten, fädelten auch wir uns in die Schlange ein.
Wir kochten uns etwas zu essen und verbrachten den Abend mit Lesen oder Blogschreiben im Bus.
Übrigens: Unsere Sim-Karte funktionierte doch noch. Wir waren wohl einfach in einem Funkloch oder schlicht und ergreifend zu blöd. Auf jeden Fall war mobiles Datenvolumen für die nächsten Tage erst mal vorhanden, jipiee.
Unsere Tipps
- Das Café Bringen, inmitten von Reine, ist ganz süß und die Bedienung ist sehr nett. Möchtest Du einfach mal genüsslich einen Tee oder Kaffee schlürfen, kannst Du hier mit gutem Gewissen vorbeischauen.
- Checke im Voraus, wann die Fähre von Moskenes nach Bodo abfährt. Manchmal wird die Route zweimal täglich, manchmal aber auch nur einmal täglich angeboten. Damit Du auch wirklich die Fähre erwischt, solltest Du daher früh genug am Hafen sein.
- Wir finden A ist eher einen Besuch wert als Reine oder Hamnoy. Kann natürlich auch an der Jahreszeit liegen und ist nur unser Empfinden.
- Die Zimtschnecke der Traditionsbäckerei war sehr lecker, kostet aber 490 Kronen. Anscheinend gibt es auf den Lofoten aber Orte, an denen die kleinen Teilchen noch viel besser schmecken sollen. Wir haben diese Spots leider nicht gefunden, auch wenn Nelly kräftig danach Ausschau gehalten hatte. Falls Du die beste Zimtschnecken der Lofoten findest, schreibe uns doch gern in welchem Café/ Bäckerei Du darauf gestoßen bist oder schick uns doch einfach welche zum Probieren :P.